Was ist Lewy‑Body‑Demenz?
Die Lewy‑Body‑Demenz (LBD) ist die zweit häufigste Form der fortschreitenden Demenz nach Alzheimer. Im Unterschied zur Alzheimer-Erkrankung treten Gedächtnisprobleme hier meist später auf; stattdessen charakterisieren frühe Phasen eher Schwankungen in Aufmerksamkeit, visuelle Halluzinationen sowie motorische Symptome wie Zittern, Muskelsteifheit und REM-Schlaf‑Verhaltensstörungen (1).
Die Erkrankung betrifft vor allem Menschen ab 75 Jahren, bei jüngeren liegt sie selten vor (2). Eine familiäre Vorbelastung erhöht das Risiko nur moderat – die meisten Betroffenen haben keine Verwandten mit LBD (5).
Symptome im Überblick
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Schwankende Wachheit und Aufmerksamkeit
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Visuelle Halluzinationen
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Verlangsamung der Bewegungen, Zittern, Muskelsteifheit
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REM-Schlaf-Verhaltensstörungen
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Verwirrtheit und Desorientierung
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Tagesschläfrigkeit und extreme Müdigkeit
Diese Symptome erschweren den Alltag erheblich und bedürfen gezielter Behandlung.
Risikofaktoren & Entstehung
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Alter: Hauptfaktor, vor allem ab 75 Jahren
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Männer sind häufiger betroffen als Frauen, mit einer Inzidenz von etwa 7,1 pro 100.000 gegenüber 4,9 bei Frauen (7)
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Familiengeschichte von LBD oder Parkinson kann das Risiko verdoppeln (5)
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Genetische Faktoren wie bestimmte Varianten im APOE, GBA oder SNCA‑Gen spielen ebenfalls eine Rolle (8)
Trotzdem sind erbliche Fälle selten; LBD gilt nicht als stark vererblich (7). Typische Pathologie sind Ablagerungen des α‑Synuclein‑Proteins in Zellen.
Verlauf der Erkrankung
Die Lewy‑Body‑Demenz entwickelt sich stufenweise:
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Frühphase: häufig keine oder milde Symptome
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Mittelstadium: zunehmende Halluzinationen, motorische Beeinträchtigungen, kognitive Schwankungen
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Spätphase: starke Einschränkung der Alltagsfähigkeit, Pflegebedarf steigt
Komplikationen wie Depressionen, Stürze oder Aggressivität nehmen zu. Die durchschnittliche Überlebenszeit beträgt vier bis neun Jahre nach Symptombeginn – häufig sieben bis acht Jahre.
Diagnoseverfahren
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Klinische Untersuchung, inklusive neurologischer Tests (Balance, Gehfähigkeit, Augenbewegungen, Gedächtnis)
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Bildgebung (MRT, CT, ggf. FDG-PET oder SPECT) zur Ausschlussdiagnose anderer Erkrankungen
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Gegebenenfalls Schlafstudie zur Bestätigung von REM-Schlaf-Verhaltensstörungen
Ein früher Anhaltspunkt sind auffällige Fluktuationen in Aufmerksamkeit und frühe visuelle Halluzinationen.
Unterschiede zur Alzheimer-Demenz
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LBD – Gedächtnisstörungen meist erst später, AD – frühes Gedächtnisversagen (8)
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Aufmerksamkeitsschwankungen und visuelle Halluzinationen sind bei LBD deutlich häufiger
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LBD schreitet tendenziell schneller voran und verkürzt die Lebenserwartung (2)
Behandlung & Alltagsempfehlungen
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Kein Heilmittel bekannt, Therapie zielt auf Symptomlinderung ab
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Medikation: Cholinesterasehemmer, Parkinson‑Medikamente je nach Symptomen; Vorsicht bei Antipsychotika
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Alltagsstruktur: feste Routinen, überschaubare Aufgaben, soziale Kontakte unterstützen
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Schlafhygiene: tagsüber kein Koffein, Bewegung fördern nachts bessere Ruhe
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Unterstützungsnetzwerke: Arztgespräche, Selbsthilfegruppen oder Soziale Hilfsangebote stärken Betroffene
Prognose & Lebensqualität
Eine vollständige Lebenserwartung hängt stark vom individuellen Verlauf ab. Die meisten Betroffenen benötigen zunehmend Pflege und Unterstützung im Alltag. Ein stabiler Tagesablauf und frühzeitige Betreuung können jedoch Lebensqualität und Selbstständigkeit so lange wie möglich erhalten.