Was ist eine Hirnvenenthrombose?
Eine Hirnvenenthrombose entsteht durch Blutgerinnsel in den Venen des Gehirns, entweder in kleineren Hirnvenen oder größeren Sinus (z. B. Sinusvenenthrombose). Diese Thrombosen behindern den venösen Abfluss und führen häufig zu erhöhtem Hirndruck, Ödemen, Stauungsblutungen oder epileptischen Anfällen – mögliche lebensbedrohliche Zustände. Eine rasche Diagnose ist deshalb entscheidend.
Wie entsteht die Erkrankung?
Venöse Blutgerinnsel entwickeln sich langsamer als arterielle – meist durch ein Ungleichgewicht zwischen Thrombosebildung und Thrombolyse. Die venöse Stauung kann letztlich zu ischämischen oder hämorrhagischen Hirninfarkten führen. Kollaterale Gefäße können den Druckanstieg zunächst kompensieren, was oft zu einem schleichenden, unspezifischen Krankheitsbeginn führt.
Symptome einer Hirnvenenthrombose
Die klinischen Zeichen variieren je nach Lage und Ausmaß des Thrombus. Bei etwa einem Drittel der Patienten verläuft die Erkrankung akut, bei einem weiteren Drittel subakut oder chronisch. Häufige Symptome:
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Kopfschmerzen (75–90 %), oft das einzige Anzeichen
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Übelkeit, Erbrechen
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Sehstörungen, Stauungspapille (bei ca. 40 %)
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Epileptische Anfälle (generalisiert oder fokal)
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Bewusstseinsstörungen, Delir
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Fieber
Da viele Symptome auch bei anderen Erkrankungen auftreten, muss Differentialdiagnostik erfolgen (z. B. Schlaganfall, Meningitis, Migräne).
Diagnostik
Bildgebung
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MRT mit venöser Angiographie (MRA): Standardverfahren zur sicheren Diagnose und Verlaufskontrolle. Signalverlauf hängt vom Alter des Thrombus ab. Besonders geeignet bei jungen Patienten und in der Schwangerschaft.
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CT und CT‑Venographie: Schnell verfügbar, zeigt Thrombus und Begleitveränderungen wie Ödeme oder Infarkte. CT‑Venographie ergänzt die MRT, ist jedoch strahlen- und kontrastmittelbelastet.
Labortests
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D‑Dimere: Indikator für Thromboserisiko – erhöhte Werte unterstützen, schließen jedoch keine Hirnvenenthrombose aus.
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Weitere Laborwerte: Entzündungsparameter, ggf. Blutkulturen.
Behandlung
Antikoagulation
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Initial Beheparinisierung (Heparin) für 10–14 Tage
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Anschließend orale Antikoagulation (z. B. Vitamin-K-Antagonisten) für 3–12 Monate
Unterstützende Maßnahmen
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Antibiotika bei möglichem Infektionsherd
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Antiepileptika bei aufgetretenen Anfällen
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Behandlung erhöhter Hirndrucksymptome
Prognose & Verlauf
Früher galt die Hirnvenenthrombose als sehr gefährlich, doch moderne Diagnostik und Therapie haben die Prognose verbessert. Die Sterblichkeitsrate liegt bei etwa 10 %, das Rückfallrisiko bei 10–15 %. Viele Patientinnen und Patienten erholen sich vollständig.
Vorbeugung
Eine aktive Prävention ist nicht möglich. Dennoch helfen regelmäßige körperliche Bewegung, Vermeidung langer Inaktivität und gesunde Ernährung, das Thromboserisiko zu senken. Bei Symptomen wie starken Kopfschmerzen oder Sichtveränderungen sollte umgehend medizinische Abklärung erfolgen.
Quellen / References
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Weimar C., Kurth T. et al. Zerebrale Venen‑ und Sinusthrombose, S2k‑Leitlinie 2018, Deutsche Gesellschaft für Neurologie
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Weimar C., Holzhauer S., Knoflach M. et al. Zerebrale Venen‑ und Sinusthrombose. Nervenarzt 90, 379–387 (2019). doi:10.1007/s00115-018-0654-62
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Mäurer M., Hamann G.F., Liebetrau M. (2015) Sinusthrombose. In: NeuroIntensiv, Springer. doi:10.1007/978-3-662-46500-4_303
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https://next.amboss.com/de/article/SR0ymf#sJatvl Stand: 12.2021
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https://www.pschyrembel.de/Sinusthrombose/K0L1V Stand: 06.2021