Was ist Endometriose?
Endometriose ist eine chronische, oft schmerzhafte Erkrankung, bei der sich Gewebe, das der Gebärmutterschleimhaut ähnelt, außerhalb der Gebärmutter ansiedelt. Betroffen sind weltweit Millionen Frauen, besonders häufig im gebärfähigen Alter zwischen 30 und 40 Jahren. Die Erkrankung kann nicht nur Beschwerden im Alltag verursachen, sondern auch die Fruchtbarkeit beeinträchtigen.
Typischerweise findet man Endometriose-Herde in den Eierstöcken, Eileitern, am äußeren Uterus, am Darm, Rektum, der Blase sowie in der Bauchhöhle. In seltenen Fällen sind auch Organe wie Lunge, Haut oder sogar das Gehirn betroffen.
Häufige Symptome bei Endometriose
Die Beschwerden können stark variieren – sowohl in ihrer Art als auch in der Intensität. Laut WHO zählen zu den häufigsten Symptomen:
-
Krampfartige oder sehr starke Menstruationsschmerzen
-
Schmerzen beim Geschlechtsverkehr (Dyspareunie)
-
Beschwerden beim Wasserlassen oder beim Stuhlgang
-
Chronische Beckenschmerzen
-
Magen-Darm-Probleme wie Übelkeit, Blähungen, Verstopfung oder Durchfall
-
Zyklusunabhängige Blutungen
-
Erschöpfung, depressive Verstimmungen, Angstzustände
Ein direkter Zusammenhang zwischen der Größe der Endometrioseherde und der Schwere der Symptome besteht dabei nicht zwangsläufig.
Bis zu einem Fünftel der Patientinnen leiden parallel unter Schmerzsyndromen wie Reizdarmsyndrom, interstitieller Zystitis, Migräne oder Fibromyalgie.
Endometriose und Gewichtszunahme
Viele Betroffene berichten von unerklärlicher Gewichtszunahme. Die genauen Zusammenhänge sind noch nicht abschließend erforscht. Eine zentrale Rolle spielt das Hormon Östrogen, das bei Endometriose erhöht sein kann. Mögliche Gründe für Gewichtszunahme:
-
Hormonelle Therapien
-
Östrogendominanz
-
Eingriffe wie Hysterektomie
-
Geringere körperliche Aktivität infolge von Schmerzen
Zur Stabilisierung des Gewichts empfiehlt sich eine entzündungshemmende, vollwertige Ernährung in Kombination mit regelmäßiger Bewegung.
Mögliche Ursachen von Endometriose
Die Entstehung von Endometriose wird durch mehrere Hypothesen erklärt:
-
Retrograde Menstruation: Menstruationsblut fließt über die Eileiter in die Bauchhöhle und siedelt sich dort an.
-
Immunschwäche: Das Immunsystem erkennt das versprengte Gewebe nicht als fremd.
-
Genetik: Eine familiäre Häufung legt eine genetische Komponente nahe.
-
Hormonsystem: Ein Übermaß an Östrogen kann das Wachstum von Endometriose-Herden begünstigen.
-
Operationen: Eingriffe wie Kaiserschnitt oder Gebärmutterentfernung können Endometriumzellen im Körper verteilen.
Endometriose-Wucherungen sind gutartig, können jedoch starke Schmerzen und Entzündungen auslösen, insbesondere wenn sie andere Organe oder Nervenstrukturen beeinträchtigen.
Diagnoseverfahren bei Endometriose
Die Diagnose stellt häufig eine Herausforderung dar. Sie basiert auf einem Mix aus:
-
Klinischer Anamnese und Tastuntersuchung
-
Transvaginalem Ultraschall zur Sichtbarmachung von Zysten
-
MRT zur detaillierten Gewebedarstellung
-
Laparoskopie mit Gewebeentnahme (Goldstandard)
Zur Einschätzung des Schweregrads erfolgt eine Einteilung in vier Stadien.
Endometriose und Schwangerschaft
Eine Schwangerschaft wird oft als „natürliche Therapie“ dargestellt – doch dieser Mythos ist umstritten. Während sich bei einigen Frauen Symptome zurückbilden, bleiben sie bei anderen bestehen oder verschlimmern sich sogar.
Komplikationen wie Eileiterschwangerschaft, Plazenta praevia oder Frühgeburten treten bei Endometriose-Patientinnen statistisch häufiger auf. Eine medizinische Betreuung während der Schwangerschaft ist daher unerlässlich.
Behandlungsmöglichkeiten bei Endometriose
Die Therapie erfolgt individuell – abhängig vom Beschwerdebild, Alter, Kinderwunsch und Ausdehnung der Erkrankung.
Nicht-chirurgische Optionen
-
Schmerzmittel: Paracetamol oder Ibuprofen
-
Hormontherapien: z. B. die Pille, Gestagene, GnRH-Analoga
-
Ernährung und Bewegung: begleitend zur Linderung
Diese Methoden zielen darauf ab, den Hormonspiegel zu regulieren und das Fortschreiten der Erkrankung zu bremsen.
Operative Behandlungen
Chirurgische Eingriffe werden erwogen bei:
-
Versagen konservativer Therapien
-
Ausgeprägter Symptomatik
-
Kinderwunsch bei gleichzeitigem Hindernis durch Endometriose
Häufig angewandte Methoden:
-
Laparoskopie: Minimalinvasive Entfernung von Herden
-
Hysterektomie: Letzter Ausweg bei schweren Fällen
Fazit
Endometriose ist keine seltene Erkrankung – aber oft eine, die lange unentdeckt bleibt. Frühe Diagnostik, individuelle Therapien und ein vertrauensvolles Verhältnis zum behandelnden Gynäkologen sind entscheidend für die Lebensqualität der betroffenen Frauen.