Was ist eine Enzephalitis?
Enzephalitis beschreibt eine akute oder chronische Entzündung des Hirngewebes. Sie kann alleine auftreten oder im Rahmen einer Meningoenzephalitis gemeinsam mit einer Entzündung der Hirnhäute (Meningitis) verlaufen. Betroffene Teile des Gehirns können das Großhirn (Cerebrum), Kleinhirn oder den Hirnstamm sein. Multiple Sklerose gilt als Sonderform einer chronischen Hirnentzündung im Zusammenhang mit dem Rückenmark.
Inhaltsverzeichnis
Ursachen: Wie entsteht Enzephalitis?
Enzephalitis kann durch verschiedene Auslöser verursacht werden:
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Viren: Am häufigsten. Herpesviren, FSME-, Mumps-, Masern- oder Japanisches Enzephalitis-Virus zählen zu den typischen Erregern.
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Bakterien: Seltener, meist im Rahmen von Neurosyphilis, Neuroborreliose oder Listerieninfektionen.
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Autoimmunreaktion: Autoantikörper können das Gehirn angreifen – teilweise tumorassoziiert, oft eigenständig.
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Seltenere Erreger: Pilze oder Parasiten können ebenfalls Enzephalitis auslösen. Ansteckungsgefahr hängt vom jeweiligen Erreger ab.
Symptome: Wie zeigt sich eine Enzephalitis?
Die Beschwerden können sich innerhalb weniger Tage bis Monate entwickeln. Symptome variieren je nach Ursache und Lokalisation der Hirnentzündung:
Allgemeine Symptome
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Fieber, Abgeschlagenheit, Gliederschmerzen
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Störung der Wachheit und Aufmerksamkeit
Psychische Auffälligkeiten
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Halluzinationen, Denk- und Orientierungsstörungen
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Delir mit emotionaler Verstimmung und Angst
Neurologische Symptome
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Kopfschmerzen, Gleichgewichts- und Bewegungsstörungen
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Lähmungen, Sprachstörungen, epileptische Anfälle
Auch Nachbeeinträchtigungen können auftreten: Konzentrationsstörungen, Gedächtnisprobleme, bleibende motorische oder Sinnesausfälle.
Diagnose: Wie erkennt man eine Enzephalitis?
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Körperliche Untersuchung inklusive neurologischem Status
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Bluttest & Liquoranalyse zur Nachweis von Entzündungszellen oder Erregern
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MRT des Kopfes ist bildgebende Diagnose der Wahl – erkennt frühe Veränderungen binnen 24 Stunden
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CT: wenn MRT nicht verfügbar, Veränderungen meist erst ab Tag 3 sichtbar
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EEG zum Nachweis elektrischer Veränderungen im Gehirn
Behandlung: Was hilft bei Enzephalitis?
Hospitalisierung ist erforderlich – häufig inklusive Intensivüberwachung.
Allgemeine Maßnahmen
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Bettruhe, Fiebersenkung, Flüssigkeitssubstitution, Schmerztherapie
Ursachenspezifische Therapie
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Antivirale Medikamente bei Virusinfektionen
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Antibiotika bei bakteriellen Erregern
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Kortikosteroide, Immunglobuline oder physiologische Dialyse bei autoimmune Enzephalitis
Prävention
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Impfungen gegen Masern, Mumps, FSME oder Influenza
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Vorsicht nach Zeckenbissen, insbesondere zur Vermeidung von FSME oder Borrelienübertragung
Verlauf & Prognose
Eine frühzeitig erkannte und gezielt behandelte Enzephalitis heilt meist aus. In schweren Fällen kann sie jedoch zu bleibenden neurologischen Schäden oder in seltenen Fällen tödlich verlaufen. Dazu zählen Hirnblutungen, Abszeßbildung oder tiefliegende motorische und sensorische Defizite.
Quellen
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Reiser M, Kuhn F, Debus J (Hrsg.). Duale Reihe Radiologie. Stuttgart: Thieme; 2017.
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Aumüller G, Aust G, Engele J, Kirsch J, Maio G. Duale Reihe Anatomie. Stuttgart: Thieme; 2020.
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Herold G. Innere Medizin, Ausgabe 2022. Köln: DeGruyter; 2022.
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Draeger F. Enzephalitis – Entzündungen im Gehirn, Apotheken-Umschau; abgerufen August 2022.