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Die Niereninsuffizienz: Ursachen, Symptome, Behandlung und Prognose

Die zentrale Rolle der Nieren im menschlichen Körper

Unsere Nieren leisten täglich Erstaunliches: Sie filtern rund 1800 Liter Blut, entsorgen schädliche Stoffe, regulieren den Flüssigkeits- und Elektrolythaushalt und bilden essenzielle Hormone. Die beiden bohnenförmigen Organe, etwa zwölf Zentimeter lang und fünf Zentimeter breit, liegen seitlich der Wirbelsäule auf Höhe der unteren Rippen.

Meist verrichten sie ihre Arbeit lautlos. Doch bei verschiedenen Belastungen kann sich ihre Leistung unbemerkt verschlechtern – mit weitreichenden gesundheitlichen Folgen. Das Resultat ist eine Niereninsuffizienz, also eine eingeschränkte oder gar vollständig erloschene Nierenfunktion.

Akut oder chronisch? Pathophysiologie der Niereninsuffizienz

Nierenversagen kann plötzlich auftreten (akut) oder sich über Monate und Jahre hinweg entwickeln (chronisch). In beiden Fällen sind die Nieren nicht mehr imstande, harnpflichtige Substanzen wie Harnstoff, Kreatinin oder Cystatin C auszuscheiden. Diese sammeln sich im Blut an, was zu schwerwiegenden Komplikationen wie Urämie (Harnvergiftung) führt. Gleichzeitig geraten Wasser-, Mineralstoff- und Säure-Basen-Haushalt aus dem Gleichgewicht.

Ursachen der akuten Niereninsuffizienz

Ein akutes Nierenversagen entwickelt sich in Stunden oder wenigen Tagen. Es kommt zu einem drastischen Rückgang der glomerulären Filtrationsrate – der Menge an Blut, die pro Minute durch die Nieren gefiltert wird.

Die Ursachen lassen sich in drei Kategorien einteilen:

Prärenal: Vor der Niere

Hier ist die Nierendurchblutung gestört – etwa durch:

  • starken Flüssigkeitsverlust (z. B. Durchfall, Blutungen)

  • Kreislaufschock

  • Herzinsuffizienz

  • Medikamente wie NSAR (z. B. Ibuprofen, ASS)

Die gute Nachricht: Wird die Ursache frühzeitig behandelt, ist die Schädigung meist reversibel.

Intrarenal: In der Niere

Akute Nierenschäden durch:

  • Tubulusnekrosen (durch Ischämie oder Toxine)

  • Tubulusverstopfung bei Rhabdomyolyse oder Hämolyse

  • Entzündungen wie Glomerulonephritis

Postrenal: Nach der Niere

Abflusshindernisse in den Harnwegen (beidseitig), z. B. durch:

  • Nierensteine

  • Tumoren

  • Prostatavergrößerung

  • angeborene Engstellen

Ursachen der chronischen Niereninsuffizienz

Von chronischer Niereninsuffizienz spricht man, wenn:

  • die glomeruläre Filtrationsrate <60 ml/min/1,73 m² liegt

  • oder dauerhafte Nierenschäden über >3 Monate bestehen

Häufigste Ursachen:

  • diabetische Nephropathie (35 %)

  • hypertensive Nephropathie (25 %)

  • chronische Glomerulonephritis (10 %)

  • polyzystische Nierenerkrankungen (5 %)

  • chronische Pyelonephritis (5 %)

  • Analgetikanephropathie (5 %)

Mit fortschreitendem Funktionsverlust sterben immer mehr Nephrone ab, die verbleibenden kompensieren dies durch Überfunktion – mit schädlichen Langzeitfolgen wie glomerulärer Hyperfiltration und Schrumpfniere.

Stadien der chronischen Niereninsuffizienz

Stadium GFR (ml/min/1,73 m²)
I ≥ 90
II 60 bis < 90
III 30 bis < 60
IV 15 bis < 30
V < 15

Ab Stadium IV spricht man von präterminaler, ab Stadium V von terminaler Insuffizienz.

Symptome: Wie macht sich Niereninsuffizienz bemerkbar?

Akut

  • erhöhte Blutwerte von Kreatinin und Harnstoff

  • verminderte oder ausbleibende Urinausscheidung (Oligurie, Anurie)

  • Flüssigkeitsansammlungen (z. B. Lungenödeme)

  • Elektrolytverschiebungen

Chronisch

  • Schwächegefühl, Juckreiz, übelriechender Atem

  • Ödeme in Beinen, Lunge

  • Hypertonie

  • Anämie (durch Erythropoetin-Mangel)

  • Knochenschmerzen (renale Osteopathie)

  • neurologische Ausfälle bis hin zu Krampfanfällen

Therapie: Wie behandelt man Niereninsuffizienz?

Akut

Ziel ist die Behebung der Ursache:

  • Flüssigkeitszufuhr (bei prärenaler Form)

  • Medikamentenstopp

  • Beseitigung von Harnabflusshindernissen (postrenal)

  • Dialyse bei schweren Fällen

Chronisch

Langfristige Stabilisierung durch:

  • Blutdrucksenkung

  • Reduktion von Eiweiß- und Salzaufnahme

  • Meiden nierenschädigender Substanzen (z. B. Nikotin, Alkohol)

  • kontrollierte Flüssigkeitszufuhr (1,5–2,5 Liter/Tag)

  • Gabe von Diuretika

  • Dialyse oder Transplantation bei terminalem Nierenversagen

Prognose bei Niereninsuffizienz

Während die akute Form in vielen Fällen heilbar ist, birgt die chronische Insuffizienz ernstere Risiken. Dialysepflichtige Patienten haben eine jährliche Sterblichkeit von etwa 15–20 %. Eine frühzeitige Therapie kann jedoch den Krankheitsverlauf bremsen und invasive Maßnahmen hinauszögern.



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