Unsere Blutwerte sind ein direkter Spiegel unserer Gesundheit. Egal ob bei Routineuntersuchungen, akuten Beschwerden oder der Verlaufskontrolle chronischer Erkrankungen – die Analyse von Blutwerten liefert entscheidende Hinweise über den Zustand der Organe, des Immunsystems und des Stoffwechsels. Doch was bedeuten all diese Zahlen, Abkürzungen und Fachbegriffe wirklich?
Inhaltsverzeichnis
In diesem Artikel bieten wir einen umfassenden Überblick über die wichtigsten Blutwerte – klar, verständlich und ohne Medizinstudium.
Warum Blutwerte wichtig sind
Bedeutung für Diagnose und Verlauf
Ein kleiner Tropfen Blut kann viele Informationen liefern. Blutwerte zeigen frühzeitig Veränderungen an – noch bevor Symptome auftreten. Sie ermöglichen so eine schnelle Diagnose und gezielte Therapie.
Routine und Vorsorgeuntersuchungen
Gesetzlich Versicherte in Deutschland haben ab dem 35. Lebensjahr alle zwei Jahre Anspruch auf einen kostenlosen Check-up, bei dem wichtige Blutwerte bestimmt werden – zum Beispiel Cholesterin und Blutzucker.
Kleines und großes Blutbild
Unterschiede zwischen kleinem und großem Blutbild
Das Blutbild untersucht die Zusammensetzung der Blutzellen. Das kleine Blutbild analysiert die Basiswerte der roten und weißen Blutkörperchen sowie der Blutplättchen. Das große Blutbild ergänzt diese um das Differentialblutbild, das eine genauere Einteilung der weißen Blutzellen erlaubt.
Bestandteile und was sie bedeuten
Je nach Wert können Rückschlüsse auf Entzündungen, Infektionen, Blutarmut oder Krebserkrankungen gezogen werden.
Kleines Blutbild im Detail
Erythrozyten und Hämoglobin
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Erythrozyten (rote Blutkörperchen): Transportieren Sauerstoff. Zu wenige können auf eine Anämie hinweisen.
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Hämoglobin (Hb): Der eisenhaltige Farbstoff in Erythrozyten. Niedrige Werte = Blutarmut.
Hämatokrit, MCV, MCH, MCHC
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Hämatokrit: Gibt an, wie viel Prozent des Blutes aus festen Bestandteilen besteht.
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MCV: Durchschnittliche Größe der Erythrozyten – wichtig bei Anämieformen.
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MCH/MCHC: Zeigen, wie viel Hämoglobin in den Erythrozyten enthalten ist.
Leukozyten und deren Bedeutung
Weiße Blutkörperchen sind Teil des Immunsystems. Erhöhte Werte deuten meist auf Infektionen hin, stark abweichende Werte auf Leukämien oder Immunstörungen.
Differentialblutbild – genaue Zelluntersuchung
Granulozyten, Lymphozyten, Monozyten
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Neutrophile Granulozyten: Reagieren auf bakterielle Infektionen.
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Eosinophile Granulozyten: Hinweis auf Allergien oder Parasiten.
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Basophile Granulozyten: Selten erhöht – oft bei chronischen Entzündungen.
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Lymphozyten: Aktiv bei viralen Infektionen.
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Monozyten: Fressen Zelltrümmer – erhöht bei chronischen Entzündungen.
Anzeichen für Infektionen und Leukämie
Verschiebungen im Differentialblutbild geben Hinweise auf Art und Ursprung einer Erkrankung – von banaler Erkältung bis hin zur Leukämie.
Großes Blutbild – was zusätzlich untersucht wird
Thrombozyten und Blutstillung
Thrombozyten (Blutplättchen) sind für die Blutgerinnung verantwortlich. Zu wenige können zu Blutungen führen, zu viele begünstigen Thrombosen.
Abklärung bei Blutarmut und Entzündungen
Das große Blutbild ist oft Standard vor Operationen, bei Infekten, Erschöpfung oder unklaren Beschwerden.
Entzündungswerte im Blut
CRP, Leukozyten, Procalcitonin (PCT)
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CRP: Steigt bei Entzündungen – z. B. bei bakteriellen Infekten.
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PCT: Besonders hilfreich zur Erkennung von bakteriellen Infektionen wie Sepsis.
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Leukozyten: Ebenfalls meist erhöht bei Entzündungen.
Bedeutung für Diagnose und Verlauf
CRP hat eine kurze Halbwertszeit – ideal zur Verlaufskontrolle bei Infekten oder chronischen Entzündungen.
Leberwerte und ihre Aussagekraft
GPT, GOT, Gamma-GT, AP
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GPT & GOT: Enzyme in Leberzellen. Erhöht bei Hepatitis, Fettleber oder Leberkrebs.
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Gamma-GT: Besonders empfindlich auf Alkoholkonsum oder Gallenstau.
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AP (alkalische Phosphatase): Auch bei Knochenerkrankungen erhöht.
Hinweise auf Leber- und Gallenwegserkrankungen
Erhöhte Leberwerte erfordern oft weiterführende Diagnostik – von Ultraschall bis Biopsie.
Nierenwerte im Überblick
Kreatinin und GFR
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Kreatinin: Abbauprodukt des Muskelstoffwechsels – erhöht bei Nierenschäden.
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GFR: Gibt an, wie gut die Niere das Blut filtert.
Diagnose und Verlaufskontrolle bei Nierenproblemen
Sinkende GFR-Werte sind oft das erste Anzeichen für eine chronische Nierenerkrankung.
Schilddrüsenwerte – Stoffwechsel im Fokus
TSH, T3 und T4
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TSH: Gesteuert durch die Hypophyse – regt Schilddrüse zur Hormonproduktion an.
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T3 und T4: Bestimmen Stoffwechselrate, Temperatur, Herzfrequenz.
Schilddrüsenüber- und -unterfunktion erkennen
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Erhöhtes TSH: Schilddrüsenunterfunktion.
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Niedriges TSH: Schilddrüsenüberfunktion.
Blutfettwerte und Herz-Kreislauf-Risiko
Cholesterin – HDL vs. LDL
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HDL (gutes Cholesterin): Transportiert Cholesterin zur Leber.
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LDL (schlechtes Cholesterin): Lagert Cholesterin an Gefäßwänden ab.
Triglyzeride und deren Rolle im Stoffwechsel
Hohe Triglyzeridwerte erhöhen das Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfall und Arteriosklerose.
Blutzuckerwerte und Diabetes-Erkennung
Glukosewert (nüchtern)
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Glukosewert direkt nach dem Aufstehen gemessen – zeigt aktuellen Blutzucker.
HbA1c – Langzeitzuckerwert
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Spiegelt durchschnittlichen Blutzucker über 6–8 Wochen wider.
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Wichtig bei Diagnostik und Kontrolle von Diabetes mellitus.
Weitere häufig bestimmte Blutwerte
Individuelle Bluttests je nach Beschwerdebild
Je nach Symptomen oder Verdachtsdiagnose bestimmt der Arzt weitere Werte – z. B. Tumormarker, Vitamin-D, Harnsäure oder Hormone.
Blutwerte richtig verstehen und einordnen
Interpretation durch Fachärzte
Blutwerte können stark schwanken. Ein einzelner Wert ist selten aussagekräftig – erst die Kombination gibt Klarheit.
Warum Selbstdiagnosen gefährlich sein können
Die Selbstinterpretation kann zu Fehleinschätzungen führen. Besprechen Sie Ihre Ergebnisse immer mit medizinischem Fachpersonal.
Häufige Fragen zu Blutwerten (FAQs)
Was bedeuten meine Blutwerte?
Blutwerte geben Hinweise auf verschiedene Funktionen und Organe – die Interpretation hängt vom Gesamtbild ab.
Wann ist ein Blutwert gefährlich?
Einzelne Abweichungen sind nicht zwangsläufig gefährlich – dauerhaft hohe oder niedrige Werte sollten ärztlich abgeklärt werden.
Wie oft sollte man Blutwerte überprüfen lassen?
Je nach Alter, Vorerkrankungen oder Beschwerden – mindestens alle 2 Jahre im Rahmen eines Check-ups.
Welche Blutwerte zeigen Entzündungen an?
CRP, Leukozyten und Procalcitonin sind klassische Entzündungsparameter.
Was ist ein gutes Cholesterin-Level?
HDL sollte hoch, LDL niedrig sein – ideal: LDL < 100 mg/dl, HDL > 40 mg/dl.
Wie erkennt man einen Eisenmangel im Blutbild?
Anhand von Hämoglobin, Ferritin, MCV und MCH – bei Eisenmangel meist alle erniedrigt.
Fazit: Der Schlüssel zur Gesundheit liegt im Blut
Blutwerte liefern wertvolle Hinweise für Diagnose, Therapie und Prävention. Wer seine Werte kennt und regelmäßig überprüfen lässt, kann Krankheiten frühzeitig erkennen – und damit die Weichen für eine gesunde Zukunft stellen.
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